Welchen Stellenwert hat Wald in der Gemeinde? Bürger Echo Interview

Photo: Bürger Echo Wallenhorst

„Abholzung widerspricht dem Klima- und Umweltschutz“ Grünen-Fraktionschef: Waldstück an der Bergmannstraße erhalten –Neubaugebiet an dieser Stelle falsch – Planung passt nicht zum Klima- und Umweltschutz


Die Diskussion zum Thema „Hofstelle Piesberg“ verlief in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates kurz und kontrovers. Die SPD/FDP-Gruppe und die CDW/W-Fraktion sicherten mit ihren Stimmen eine deutliche Mehrheit für die Pläne der Verwaltung, dass auf der seit Jahrzehnten bestehenden Waldfläche ein Neubaugebiet entstehen soll. Der Fraktionschef der Grünen im Gemeinderat Dr. Arnulf Nüßlein sprach sich während der Sitzung mit deutlichen Worten gegen das Vorhaben aus. Der von ihm eingebrachte Antrag, die Abstimmung zumindest bis zur Klärung mehrerer noch offener Fragen zu vertagen, wurde allein von der CDU-Fraktion unterstützt.

In dem folgenden Interview mit dem Bürger-Echo erklärt Dr. Arnulf Nüßlein, warum sich seine Partei gegen die Pläne der Ratsmehrheit und der Verwaltung für das an der Lechtinger Bergmannstraße gelegene Neubaugebiet ausspricht:
Frage: Warum sind die Grünen für den Erhalt dieses Waldstücks?
Dr. Arnulf Nüßlein: Es handelt sich um eine 2.500 bis 3.000 Quadratmeter große Waldfläche, die hauptsächlich mit Birken und Buchen bepflanzt ist. Die mehr als 150 Bäume binden im Jahr rund 1,5 Tonnen CO2. Hier steht ein wunderschöner kleiner Wald, der im Moment zwar etwas verwahrlost ist, mit überschaubaren Mitteln aber wieder hergerichtet werden kann. Für die Kinder aus der Nachbarschaft ist die Fläche ein ideales Spielgelände. Ich selbst hätte mir so etwas in meiner Jugend gewünscht.
Frage: Besteht die Notwendigkeit für ein Neubaugebiet an dieser Stelle?
Dr. Arnulf Nüßlein: Nein, überhaupt nicht. Wir haben im Gemeindegebiet in den letzten Jahren etliche Neubaugebiete geplant und ausgewiesen. Als Beispiele möchte ich nur die Barlage, den Stadtweg und die Nasse Heide nennen. All das ist auch aus unserer Sicht richtig gewesen und wurde von den Grünen unterstützt. Dass man an dieser Stelle eine intakte, natürlich gewachsene Waldfläche einfach beseitigen will, widerspricht dem Klima und Umweltschutz. Das gilt umso mehr, weil sich die Gemeinde Wallenhorst – was wir sehr begrüßen – eigene Klima- und Umweltschutzbeauftragte leistet. Das passt einfach nicht zusammen.
Frage: Der Gemeinderat hat sich gerade mehrheitlich für die Bebauung der Fläche ausgesprochen. Kann man noch etwas dagegen tun?
Dr. Arnulf Nüßlein: Ja, natürlich kann man etwas machen. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die Gemeinde von einer weiteren Planung für die Bebauung absieht. Stattdessen sollte sie dort neue Bäume nachpflanzen und die Fläche entsprechend des hier geltenden Waldgesetzes fachgerecht pflegen.
Frage: Noch einmal – was kann man noch tun?
Dr. Arnulf Nüßlein: Es müssen ja nicht gleich Protestaktionen gegen die Abholzung wie im Hambacher Forst sein. Gleichwohl können sich Bürger, die den Wald erhalten möchten, mit entsprechenden Forderungen an die Gemeinde wenden. Ich möchte zudem auf die rechtliche Lage hinweisen. Solange es kein passendes Ersatzgrundstück für die Neupflanzung eines Waldes gibt, darf hier nach meiner Meinung nichts passieren. Darüber hinaus muss der Landkreis dem aktuell gefassten Ratsbeschluss zustimmen. Meiner Meinung nach ist dieser Beschluss nicht korrekt zustande gekommen. Insbesondere fehlt dort der Hinweis, dass die Abholzung nur unter den Voraussetzungen möglich ist, dass die Ersatzfläche bereitsteht und die Zustimmung des Landkreises vorliegt.
Frage: Was werden die Grünen unternehmen?
Dr. Arnulf Nüßlein: Wir überlegen, welche Maßnahmen in der nun momentan kalten Jahreszeit sinnvoll sind. Das Thema hat für die Grünen in Wallenhorst eine hohe Priorität. Im Übrigen hoffe ich, dass sich diese Planung spätestens nach den nächsten Kommunalwahlen im September 2021 erledigen wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Grünen danach ein deutlich stärkeres Gewicht in der Gemeinde Wallenhorst haben werden. Wir würden dann dafür sorgen, dass die Planung für die Abholzung aufgehoben wird und das Waldstück erhalten bleibt. (H.)

Das Interview führte Herr Hilkmann vom Bürger Echo Wallenhorst (veröffentlicht ebenda am 16.12.2020)