Krippenplätze in Wallenhorst sind Mangelware

Immer mehr junge Eltern wollen nach einer Kinderzeit früher wieder in den Beruf einsteigen. Der Bedarf an Krippenplätzen für die 0-2-Jährigen steigt; Verwaltung und Politik kommen derzeit trotz des gesetzlichen Rechtsanspruches für die 1-2-Jährigen nicht hinterher, diese Plätze anzubieten. Nach den aktuellen Informationen fehlen 101 Krippenplätze in Wallenhorst.
Viele Eltern die erste Absagen ihrer priorisierten Tageseinrichtungen erhalten, schauen sich zeitnah nach einer alternativen Kinderbetreuung um. Sie weichen auf die Betreuung durch Familienangehörige aus oder treten selbst beruflich zurück. Wichtig erscheint es diese Zahlen zu erfassen, um die tatsächliche Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot zu sehen und auch nachvollziehen zu können, wie diese Familien sich umorientieren, wenn sie keinen Platz an der Wunscheinrichtung bekommen haben.
Die aktuelle Situation stellt sich folgendermaßen dar: Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr bis zum dritten Geburtstag besteht bereits seit 2014. In Wallenhorst war man zunächst überrascht über die steigende Nachfrage und hat zwei Container im Ortsteil Hollage und Lechtingen aufgestellt, um kurzfristig Abhilfe zu schaffen. Der Bau des Krippenhauses St. Anna sollte die Lösung sein. Doch nun, sechs Jahre nach Aufstellung der Container, ist das Krippenhaus mit 75 Plätzen belegt, einer der Container ebenfalls und der andere hat keine verlängerte Baugenehmigung durch den Landkreis bekommen. Kinder und Erzieher stehen also derzeit ohne eigene Räumlichkeiten dar. Sie können zum Ende des Jahres voraussichtlich in den Anbau in Holzrahmenbauweise einziehen, welcher am 04.07.23 durch den Gemeinderat genehmigt wurde.
Uns stellt sich die Frage, hätte man diese Herausforderung früher erkennen können und müssen, um rechtzeitig eine Lösung umsetzen zu können?
Im März haben wir als Fraktion eine Anfrage zur derzeitigen Platzsituation gestellt und angeregt alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, um über die Zulassungskriterien zu sprechen und für Eltern Transparenz bei der Vergabe zu schaffen. Eltern, die bei der zentralen Anmeldung über die Gemeinde einen Platz beantragt haben und Absagen der Kindertagesstätten bekommen sind zu Recht sehr enttäuscht. Daher wären einheitliche Kriterien geeignet, um Transparenz für die Familien zu schaffen und somit die Akzeptanz des Vergabesystems zu erhöhen. Zudem erkundigten wir uns nach dem Verbleib der Kinder ohne Platzangebot. Im Ausschuss für Kindergärten, Schulen und Bildung wurde am 27.06.23 durch die Verwaltung das Vorgehen für die Schaffung von weiteren 75 Krippenplätze vorgestellt.
Eine Antwort auf die Frage nach dem Verbleib der Kinder ohne Platzangebot gab es bis heute nicht. Neueste Studien zeigen, dass gerade Kinder, welche am stärksten von einer Betreuung profitieren würden (zum Beispiel auf Grund von Sprachbarrieren) am stärksten bei der Vergabe vernachlässigt werden.
Als Grundlage für das Platzangebot dient die Planungsarbeit, die vom Landkreis Osnabrück erbracht wird. So ist es zwischen Gemeinde und Landkreis vereinbart worden. Ist damit jetzt alles gut?
Nein, wir sehen die Punkte die vor Ort zusammen mit der Verwaltung transparenter und feiner justiert werden könnten, um darauf basierend zukünftig rechtzeitig Entscheidungen zur Fortentwicklung der Versorgung mit Plätzen in Kindertageseinrichtungen zu treffen.

Wie kann in der Gemeinde früher reagiert werden und nicht erst bei erkennbar höherem Bedarf an Plätzen? Eine Herausforderung, vor der viele Kommunen stehen. Daher haben wir als Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Mai einen Antrag eingereicht und fordern eine kommunale kurz- mittel- und langfristige Kitaplanung, um zukünftig rechtzeitig reagieren zu können und so für die Familien eine höhere Verlässlichkeit beim Thema Kita- und Krippenplanung zu schaffen.
Um es an dieser Stelle zu betonen: Wir sind der Meinung, dass die Planung des Landkreises eine gute Grundlage bildet, aber nicht ausreichend ist, um schneller auf sich verändernde Situationen zu reagieren. Insofern sollte die Planung des Landkreises unbedingt auf die kommunale Ebene heruntergebrochen werden, um auf dieser ortsteilbezogenen Planung aufbauend rechtzeitig Handlungsempfehlungen ableiten zu können.
Zusammengefasst sehen wir die Notwendigkeit, die planerische Arbeit zu präzisieren, Transparenz zu schaffen in Bezug auf die Vergabekriterien und insbesondere in mehr Krippenplätze zu investieren.

Klara Essomba & Alexander Strehl
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen

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