Das neue Öl? Fachtag informierte über Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff

Petra Funke, Claus Kanke, Birgit Wortmann, Dr. Maria Entrup-Henemann, Ellen Akkermann (alle Kreistagsabgeordnete Bündnis 90 / Die Grünen); Foto Ellen Akkermann

Wie gelingt die Energiewende? Als Alternative zu fossilen Energieträgern und für die angestrebte Klimaneutralität kann sogenannter grüner Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen. Das Potenzial dieses chemischen Elements stand im Mittelpunkt eines Fachtags, der jetzt im Kreishaus Osnabrück stattfand.
Ist Wasserstoff „das neue Öl“, wie die einen sagen, oder als „Champagner der Energiewende“ für den Umstieg zu teuer und exklusiv, wie andere meinen? Der Fachtag, zu dem die Klimainitiative des Landkreises Osnabrück Kreistagsmitglieder, Bürgermeister:innen sowie Fachkräfte aus der Verwaltung eingeladen hatte, zeigte, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist. Dies machte auch Anna Kebschull (Bündnis 90 / Die Grünen) in ihrer Begrüßung deutlich: „Klimaneutralität ist ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Ziel“, stellte die Landrätin fest. Allerdings müsse Wasserstoff gezielt eingesetzt werden, da bei der Erzeugung bereits Effizienzverluste entstünden und darüber hinaus große Wassermengen für die Herstellung benötigt würden.
Ohne grünen Strom gibt es keinen sinnvollen (grünen) Wasserstoff. Das war auch das Fazit, dass alle Redner am Wasserstoff-Tag (Professoren, Elektrolyseur-Hersteller, Stahlwerks-Chef, Netzwerkerin und Logistik-Unternehmer) hatten. Als erstes sollten wir uns damit beschäftigen, wie wir erheblich mehr erneuerbaren Strom im Landkreis produzieren können. Die Potentiale im Landkreis sind noch lange nicht ausgeschöpft. Ein flächendeckender Einsatz von Wasserstoff wird allerdings eher unrealistisch sein. Hier gilt vielmehr: Wo eine Elektrifizierung mit „erneuerbarem“ Strom möglich ist, sollte dies vor dem Hintergrund der Energieeffizienz auch vorrangig angestrebt werden.
Der Nordwesten wird eine entscheidende Rolle für die bundesweite Energiewende spielen. Regional erzeugt und verteilt berge Wasserstoff auch ein Potenzial für regionale Wertschöpfung. Neben der Erzeugung und Anwendung spiele künftig auch die Infrastruktur für Wasserstoff eine wichtige Rolle. Theoretisch kann Wasserstoff dem Erdgasnetz zugesetzt werden, allerdings nur maximal 25%, da andernfalls das Rohrsystem erst umgerüstet werden müsste. Es wäre aber unsinnig, anzustreben, alle Haushaltungen mit Wasserstoff zu versorgen, da sich Wasserstoff eher für ausgesuchte Anwendungen eignet, nämlich Industrie und Schwerlastverkehr sowie Langfrist-Stromspeichern zur Abdeckung saisonaler Spitzenlasten.
Gerade bei der Wärmeversorgung sollten zunächst Altbauten energetisch saniert und der Restwärmebedarf z.B. über die passive und aktive Sonnenenergienutzung gedeckt werden. Hierfür könnten Wärmepumpen eingesetzt werden, die direkt mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaikanlagen mit Stromspeicher betrieben würden. Neubauten können sogar als Plusenergiehäuser nur durch die auf ihre Außenhüllen treffende Sonnenstrahlung im Jahresmittel mehr Energie erzeugen als sie für den eigenen Strom- und Wärmebedarf inkl. Elektromobilität benötigen. Das gilt auch für Hotel- und Schulneubauten. Auch hier macht der Einsatz von Wasserstoff keinen Sinn. Ein Fazit der Veranstaltung: die beste Energie ist immer noch die, die gar nicht erst verbraucht werde. Wasserstoff macht dort Sinn, wo grüner Strom in großen Mengen zur Verfügung steht.

Ellen Akkermann, Kreistag Bündnis 90 / Die Grünen