Christoph Ströer: Als grüner Unternehmer neu im Gemeinderat (Interview Bürger Echo 19.01.2022)

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Photo: Christoph Ströer

Ausbau der regenerativen Energie ist
der richtige Weg –
Gute Erfahrungen mit klimafreundlichem Passivhaus –
„Müssen offen für neue Ideen und Ansätze sein“

Christoph Ströer ist mit 59 Jahren erstmals in den Wallenhorster Gemeinderat eingezogen. Gut 100 Tage nach der Wahl berichtet der Geschäftsführer eines Unternehmens für regenerative Energie in einem Interview mit dem Bürger-Echo, warum er sich kommunalpolitisch für die Grünen engagiert und was er selbst tut, um Klima und Umwelt zu schonen:
Frage: Wie fühlt man sich mit Ende 50 als Neuling im Gemeinderat?
Christoph Ströer: (lacht) Man tut sich erst einmal schwer. Dessen ungeachtet freue ich mich auf die anstehenden Aufgaben. Immerhin ist Wallenhorst ja seit vielen Jahren meine Heimat. Hier möchte ich möglichst viel für den Klima und Naturschutz erreichen.
Frage: Helfen hier auch die Erfahrungen als Geschäftsführer eines Unternehmens?
Christoph Ströer: Das glaube ich schon. Ich möchte dazu beitragen, dass letztlich alle Wallenhorster offener sind. Das bedeutet zunächst, dass man neue Ideen und Ansätze nicht von vornherein ablehnt. Mir ist klar, dass die weitgehende Versorgung mit regenerativen Energien schwierig wird und in der Umsetzung auch immer wieder auf
Widerstand treffen wird. Letztlich muss aber auch bei uns in Wallenhorst allen klar sein, dass es dazu keine Alternative gibt. Zum Beispiel ist der aktuelle Weg der EU-Kommission ganz sicher falsch, die Atomkraft als
grüne Energie zu fördern.
Frage: Ist das 80 Prozentziel für regenerative Energie bis 2030 realistisch?
Christoph Ströer: Ja, wenn die neuen Reformen von Wirtschaftsminister Habeck umgesetzt werden. Allerdings zeigt sich schon jetzt, wie groß die Widerstände sind, wenn es konkret wird. Derzeit stehen wir vor der Situation, dass viele grünen Strom haben möchten. Die dafür benötigten Windräder und Solaranlagen sollten aber bitte nicht vor der eigenen Haustür stehen. Wer aber auf umweltschädliche Kohle- und Atomkraftwerke verzichten möchte, muss auf Solar- und Windenergie – und damit natürlich auch deutlich mehr Anlagen als jetzt – setzen. Ich finde, dass dies der einzig vernünftige Weg ist. Die Grünen müssen den Spagat schaffen, einerseits die regenerativen Energien im Einklang mit dem Naturschutz zu fördern und zu stärken. Beides sind Themen, die für mich und für die Grünen immer Priorität hatten.
Frage: Was kann man selbst für den Klimaschutz tun?
Christoph Ströer: Hier kann ich von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Wir wohnen seit knapp 20 Jahren in einem Passivhaus mit PV-Anlage und Solarthermie auf dem Dach, in dem wir zunächst komplett ohne Heizung ausgekommen sind. Die Temperaturen liegen auch im Winter bei konstant 19 bis 20 Grad und können im Sommer um ein bis zwei Grad höher sein. Wir empfinden dieses Raumklima auch deshalb als sehr angenehm, weil die Raumluft automatisch jede Stunde komplett ausgetauscht wird. Drei Jahre nach dem Erstbezug des Hauses haben wir einen 2,5 kW-Kaminofen eingebaut, der für etwas mehr Behaglichkeit sorgt. Unsere Umwelt- und Klimabilanz ist trotzdem sehr gut.
Frage: Sollte das der Standard für künftige Neubauten sein?
Christoph Ströer: Ja. Die Technik für entsprechende Bauten hat sich weiter verbessert und ist inzwischen auch zu bezahlbaren Preisen ausgereift. Wir benötigen pro Jahr einen Raummeter Buchenholz für den Kaminofen, um die sonnenarmen Monate November und Februar überbrücken zu können. In allen anderen Monaten hat es immer genügend Sonne gegeben, um das Haus so gut aufzuheizen, dass wir den Ofen nicht anmachen mussten. Letztlich kann man damit auch eine Menge Geld sparen. Das wird in Zukunft umso mehr so sein, weil die Energiepreise noch weiter ansteigen werden, was aktuell gerade alle erfahren. Wir sind sehr mit unserem Passivhaus zufrieden und glauben, dass ähnliche umwelt- und klimafreundliche Baukonzepte die Zukunft sein werden. Ich kann jedem
nur empfehlen, so oder noch besser zu bauen.

(Hilkmann)