Interview Thomas Klein A33 Nord

Photo: Clean Fotostudio

Thomas Klein (Bündnis 90 Die Grünen, Mitglied im Stadtrat Osnabrück, Bundestagskandidat Wahlkreis 39 Osnabrück + Gemeinden Wallenhorst und Belm)

Manfred Wellmann (Bündnis 90 Die Grünen, Vorsitzender Ortsverband Wallenhorst)

M. W.:“Lieber Thomas, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Bundestagskandidaten für die Grünen im nächsten Jahr. Ein Thema, welches die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Wallenhorst mit großer Sorge verfolgen, ist der geplante Bau der A33 Nord. Wie ist Deine Meinung dazu?“

T. K.:“Grundsätzlich lehne ich den Bau dieser Autobahn ab. Die geplante Trasse durchschneidet ein vorhandenes FFH Schutzgebiet auf einer Länge von 2,4 Kilometern. 52 Hektar Landschaft werden dadurch versiegelt, die Kosten für 9,3 Kilometer Autobahn belaufen sich nach aktuellen Berechnungen auf fast 170 Milllionen Euro. Dabei starteten die Planungen bei knapp über 70 Millionen Euro, somit können wir davon ausgehen, dass auch die jetzt genannten 170 noch lange nicht das Ende sein werden.“

M. W.:“Aber es wird doch immer wieder argumentiert, dass die Stadt Osnabrück vom vor allem Schwerlastverkehr entlastet wird und eine Zeitersparnis erreicht wird bei der Nutzung dieser neuen Autobahn!“

T. K.:“Für die Innenstadt von Osnabrück wird sich durch den Neubau kaum etwas verändern, weil der LKW Verkehr dort zum größten Teil Quell- und Suchverkehr ist. Bedeutet, dass der größte Teil der LKW´s Firmen in der Stadt Osnabrück anfahren. Zum Punkt Zeitersparnis sind die Prämissen in den Planungen eher Erwartungen, die noch niemand bestätigen kann. Der Weg über die A30 beim Autobahnkreuz Lotte auf die A1 Richtung Bremen soll wenige Minuten länger dauern. Kein Lkw-Fahrer hat doch ein Interesse daran, durch den Innenstadtverkehr zu fahren, wenn er bequem über die Autobahn fahren kann. Gleichwohl werden diese theoretisch eingesparten Minuten Zeitersparnis übrigens in Euro umgerechnet und mit der erwarteten Menge an Fahrzeugen multipliziert, um eine Kosteneffektivität der Baumaßnahme aufzuzeigen. Sprich, um die etlichen Millionen Euro zu rechtfertigen, die dann die A33 Nord kosten wird.“

M. W.:“Mit anderen Worten, eine riesige Summe Geld wird in die Hand genommen, um eine intakte Naturlandschaft zu zerstören für eine angenommene Zeitersparnis?“

T. K.:“Richtig! Und das in Zeiten, in denen durch die Corona Pandemie der Staatshaushalt sehr angespannt ist und wo insgesamt der Blick auf den Erhalt und der Ertüchtigung bestehender Autobahnen gerichtet werden muss, statt neue zu bauen. Mehr als 10.000 km der Autobahn Fahrbahnen ist in einem schlechten Zustand, bei den Brücken sieht es ähnlich schlecht aus.“

M. W.:“Ein weiterer Punkt ist das Thema Klimaschutz. Lassen sich da überhaupt solche Neubauten verantworten?“

T. K.:“Ganz klar Nein. Der Verkehr ist der Sektor, in dem der CO2 Ausstoß sogar gestiegen ist. Da ist ein Umdenken notwendig. Güterverkehr muss auf die Schiene verlagert werden. Der Schienenverkehr muss deutlich mehr unterstützt werden“

M. W.:“Wie ist denn der aktuelle Stand der Planungen bei der A33 Nord?“

T. K.:“Zu diesem Zeitpunkt können alle Betroffenen (also insgesamt auch alle Bewohner*innen der Gemeinde Wallenhorst) Einwendungen zum Bauvorhaben einreichen. Betroffen bedeutet z. B., dass sich jemand durch die Lärmentwicklung beeinträchtigt fühlt, durch die klimaschädlichen Auswirkungen des gesteigerten Verkehrsaufkommens oder durch die Zerstörung einer intakten Naturfläche, Stichwort FFH Schutzgebiet. Auf der Internetseite der Grünen Belm sind Beispiele für Einwendungen aufgeführt und an wen genau diese gerichtet werden müssen. Die Frist hierfür ist übrigens der 03.02.2021.“

M. W.:“Wenn Du nächstes Jahr in den Bundestag einziehst, wie wirst Du Dich dort für Alternativen zum Bau der A33 Nord einsetzen?“

T. K.:“Wir werden Regierungsverantwortung nach der nächsten Wahl übernehmen und solche Neubauvorhaben aus dem Bundesverkehrswegeplan herausnehmen lassen; schon aus Kostengründe. Solche extrem teuren Prestigevorhaben, die eine rückwärts gerichtete Verkehrspolitik symbolisieren und die Klimakrise ignorieren und verschärfen, werden wir zugunsten innovativer Verkehrskonzepte (Schiene, attraktiver ÖPNV etc.) ändern.“

M. W.: Lieber Thomas, herzlichen Dank für diese Erläuterungen und vielen Dank für das Interview!“