Erneuerbare Energie oder in welcher Welt sollen meine Enkel leben? Eine Exkursion in den Bioenergiepark Saerbeck.

Vorstandsmitglieder Bündnis 90 / Die Grünen im Bioenergiepark Saerbeck Foto: Lili Sasse

Die Anfangsfrage der Überschrift hat sich der Bürgermeister Saerbecks vor über zehn Jahren gestellt.
Sollen Dürren, Hitzeperioden, Starkregen, Überschwemmungen die Regel werden?
Sollen wir Autokraten unser Geld hinterherwerfen für den Einkauf fossiler Energien?
Sollen hier die über tausende Jahre strahlenden Reste der Atomenergie lagern?
Sollen wir Angst haben um eine sichere und bezahlbare Energieversorgung?
Nein, in allen Fällen. Und deshalb wurde die Klimakommune aus der Taufe gehoben.
Mit welchen Ergebnissen?
Schon jetzt wird auf dem Gemeindegebiet Saerbeck 3,5 fach so viel elektrische Energie aus Wind, Sonne und Biomasse erzeugt wie der gesamte Verbrauch ist. Schon jetzt sind kommunale und andere öffentlichen Gebäude an ein klimaneutrales Nahwärmenetz angeschlossen. Schon jetzt wird die Grundlast im Netz durch Biogasanlagen (betrieben in Kooperation mit den örtlichen Landwirten) abgedeckt. Schon jetzt wird ein Hydrolysateur zur Erzeugung grünen Wasserstoffs errichtet. Schon jetzt sind die Weichen im Strom-Netz gestellt, um Gebäude und Mobilität klimagerecht umzurüsten.

Wieso machen das die Menschen vor Ort mit und wer bezahlt das Ganze?

Von Anfang an wurde maximal transparent vom Kindergarten über die Schule / Hochschule, bei Bürgerinnen und Bürgern alles erklärt und gemeinsam diskutiert. Alle konnten sich beteiligen, inhaltlich wie finanziell. Letzteres hat dazu geführt, dass die 70 Millionen Investitionskosten ausschließlich von Menschen aus Saerbeck (über eine Genossenschaft) oder Unternehmen aus Saerbeck getragen wurden (mit einer durchschnittlichen Rendite von über 5%). Die Gemeinde selbst profitiert zweifach: deutlich geringere Kosten im Energiebereich und deutlich höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer (+ ca. 80 Arbeitsplätze im Bioenergiepark).
Kann Saerbeck auf Wallenhorst übertragen werden? Nein, aber wir haben sehr gute Voraussetzungen ähnliches umzusetzen.
Ein Schlüssel dafür ist eine gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise. Mitgetragen von den Menschen hier in Wallenhorst und in Kooperation mit ortsansässigen Investoren und Unternehmen, mit den Gemeindewerken und der Politik kann in den nächsten zehn Jahren eine klimaneutrale Kommune entstehen. Um nochmal deutlich das Ziel hervorzuheben: Eine kostenstabile, günstige und sichere Energieversorgung!
Die Herausforderungen in der Umsetzung sind groß und viele müssen dafür am selben Strang ziehen. Aus diesem Grund sind wir ausgesprochen dankbar, dass sich bei der Exkursion des Grünen Ortsverbandes die Vertreter der SPD, CDU und CDW und ebenso Mitglieder aus der Verwaltung der Gemeinde bzw. Gemeindewerke angeschlossen haben!
Das diese Thematik die Menschen umtreibt, konnten wir allein daran ablesen, wie schnell die vorhandenen 40 Plätze vergeben waren.
Fazit: Technisch ist heute jenseits jeglicher Verbrennerromatik eine klimaneutrale, sichere und bezahlbare Energieversorgung möglich. Dafür ist dann echte Offenheit für Technologie erforderlich. Hätten mehr Kommunen den Schritt Saerbecks (und inzwischen gibt es zum Glück schon viele weitere) gemacht, wie ständen wir heute da? Wollen wir noch einmal die Zukunft verschlafen oder das Heft des Handelns in die Hand nehmen? Aktuell sind im Durchschnitt 58% der elektrischen Energieerzeugung in Deutschland aus erneuerbaren Quellen, trotz aller Widerstände und Unkenrufe. Lasst uns endlich machen, gemeinsam, statt zu bremsen.

Alexander Strehl, Gemeinderat Wallenhorst und Aufsichtsrat Gemeindewerke Wallenhorst (Bündnis 90 / Die Grünen)
Mario Wöstmann, Vorstand Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverband Wallenhorst