Bereits seit 2013 haben Kinder ab Vollendung des 1. Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflege.
Kinder ab dem dritten Geburtstag bis zum Schuleintrittsalter haben Anrecht auf ein Betreuungsangebot in einer Kindertagesstätte an fünf Wochentagen für jeweils vier Stunden.
Gar nicht so viel, wenn die Eltern beide arbeiten möchten oder müssen oder es nur einen alleinerziehenden Elternteil gibt –
In der Stadt Osnabrück wurden kürzlich in vielen Einrichtungen die Kernbetreuungszeiten gekürzt. Da stellt sich auch vielen Eltern hier vor Ort die Frage, wie verlässlich ist die Betreuung in der Gemeinde?
Hierzu hat eine berufstätige Mutter ein Positionspapier an die Gemeinde Wallenhorst verfasst und zeigt die Herausforderungen der Betreuungsfrage aus Elternsicht auf.
Deutschland hinkt beim Betreuungsangebot für Kleinkinder im Vergleich zu seinen Nachbarländern hinterher. Das mag in mancherlei Hinsicht gut für die Bindung zwischen Kind und Eltern und somit die Entwicklung der Kinder sein. Für sozial benachteiligte Kinder bietet die Betreuung in einer Kindertageseinrichtung jedoch bewiesenermaßen klare Vorteile und trägt somit zur Chancengleichheit bei.
Bei uns in der Gemeinde Wallenhorst fehlen vor allem Krippenplätze für die 1–3-Jährigen. Auf Nachfrage teilte die Gemeinde mit, dass im Anmeldezeitraum für die Kindertagesstätten etwa 50 Anmeldungen mehr als vorhandene Plätze in den örtlichen Krippengruppen eingegangen sind. Und der Bedarf wird weiter steigen. Neubaugebiete, in denen junge Familien mit Kindern favorisiert werden, steigende Flüchtlingszahlen und frühere Einstiege in die Arbeit nach einer Babypause führen zu einer wachsenden Platznachfrage.
Platzabsagen lassen Eltern, die im Sommer wieder die Arbeit aufnehmen wollten, frustriert zurück. Aus dieser Frustration heraus ist das besagte Positionspapier entstanden und mit 55 Unterschriften betroffener Eltern eingereicht worden, um Politik und Verwaltung auf die Sichtweise der Eltern aufmerksam zu machen.
Wer kämpft für die Themen der betroffenen Familien?
Kinder haben keine Lobby und ihre Eltern sind häufig stark in die Care-Arbeit eingebunden, wobei es die Frauen in den meisten Fällen stärker betrifft.
Die Herausforderungen rund um das Thema Kinderbetreuung sind vielschichtig. Angefangen beim Fachkräftemangel, über die Platzvergabe bis hin zur Finanzierung.
Es muss die Frage gelöst werden, wie dem Fachkräftemangel begegnen werden kann. Es fehlt an vielen Stellen Fachpersonal und so auch in den Kindertageseinrichtungen. Dies hat unter anderem Konsequenzen für die Erwerbstätigkeit der Mütter oder Elternteile, die die Betreuung des Kindes in den ersten Lebensmonaten übernommen haben , welche dann wieder in anderen Berufen fehlen. Die Kinderbetreuungsstruktur muss in Deutschland und auch in unserer Gemeinde noch deutlich ausgebaut werden. „Hier müssen wir neben Krippe und Kita auch die Tagespflege als dritte Säule mitdenken und fördern“ so Klara Essomba.
Die Folgen eines Zusammenbruchs unseres Betreuungssystems würden erhebliche Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft nach sich ziehen, dessen müssen wir uns bewusst werden. Daher sind unbedingt Investitionen in notwendige Veränderungen und insbesondere in mehr Plätze zu tätigen.
Wir, von Bündnis 90 / Die Grünen plädieren dafür, alle beteiligten Akteure (Eltern, Träger, Einrichtungsleitungen, Tagespflegepersonen, kommunale Verwaltung, Vertreter des Landkreises und aus der Politik) an einen Tisch zu holen, um dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und gemeinsam Lösungen für die Situation in der Gemeinde zu finden. Klara Essomba sagt hierzu: „Nur wenn alle mit einbezogen werden und das Vergabesystem transparent gemacht wird, wird das Verfahren als gerecht wahrgenommen werden.“ An einem runden Tisch könnten sich die Akteure den wichtigsten Fragestellungen rund um das Platzangebot, den Fachkräftemangel und die Platzvergabe widmen.
Wir sollten uns trauen, über eine zentrale Platzvergabe nachzudenken und Vor- und Nachteile gemeinsam abzuwägen.
Wir meinen, dass eine solche Platzvergabe zu mehr Akzeptanz in der Elternschaft führen würde und hoffen hierdurch, eine Entlastung bei den Einrichtungsleitungen herbeizuführen, die sich dann wieder stärker pädagogischen Aufgaben widmen könnten.
Klara Essomba, Mutter & Mitglied der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen